Meine besten Fehler und Tiefpunkte in drei Jahren Selbständigkeit

Kathrin, hier, hi. Meistens schau ich ja nach vorn – aber heute wechsle ich vom Galopp mal in den Schritt, drehe mich um und blicke zurück. Am 1. Juli 2012 hab ich mich auf den Weg gemacht, freiberuflich als Social Media Trainerin, Digital Coach und Beraterin zu arbeiten – zackibumm, da sind drei Jahre um.

Natürlich singen wir jetzt hier in Koloratur das Loblied auf die Marke „Kathrin Koehler“ – gähn. Daher habe ich mich gefragt: Was würde ich bei Gleichgesinnten gern wissen wollen? Na klar: Die echte, die ungeschönte Bilanz. Die mit den Fehlern und Einsichten – das, was uns wirklich prägt und am Ende stark macht. Davon gab es hinreichend in den vergangenen drei Jahren. Und als ich mich das so gefragt habe, kamen die folgenden Fragen und Antworten wie von selbst…

 

Passender Titel für mich, danke @t3n

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Wie fühlt sich mein Leben nach drei Jahren Selbständigkeit an?

Sehr bereichert. Meine Lernkurve war selten steiler, und das fühlt sich sehr gut an. Die Scannerin in mir ist ausgelastet. Das aber kostet auch Kraft, viel Kraft – und die gilt es immer wieder aufs Neue zu schöpfen. Das gelingt mal besser und mal schlechter. Ich war auch sehr gerne angestellt mit all den schönen Sicherheiten und Goodies und würde hier niemals „nie wieder“ sagen. Aber aktuell ist es so, wie es ist, ideal. Vor allem auch im Hinblick auf meine Flexibilität für unsere Tochter. Mompreneurin eben.  

Was waren die Tiefpunkte?

Der zweite Winter. Das wusste ich eigentlich schon vorher und trotzdem bin ich voll in eine harte Zeit hinein geschliddert. Gab es im ersten Winter noch Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur, war ich im zweiten Winter als Trainerin und Beraterin doch nicht wirklich ausgelastet – ich habe tatsächlich noch im Dezember einen Workshop gegeben, aber normal ist das nicht. Immer wusste ich: Ein regelmäßiges Mandat muss her. Das, mit dem die meisten Menschen überhaupt erst loslegen. Siehe unten. Irgendwann rieb ich mir im Büro die Augen und endlich endlich endlich kam es mir in den strapazierten Sinn: Ich hab doch Rücklagen! Ja, ich habe tatsächlich Rücklagen, die ich dann auch abgerufen habe. (Memo an mich: Schneller wieder ausgleichen!)  

 

Hurra! Ich bin zertifizierte Trainerin mit Fokus auf interaktionelles Lernen nach TZI und Transaktionsanalyse. Hoch die Tassen! Ein von Kathrin Koehler (@berlin_zentrale) gepostetes Foto am

 

Das Grausamste am Freiberufler-Dasein? Die unbezahlte Rechnung. Eine ist noch immer offen, da habe ich aufgrund der guten Beziehung nicht die Messer gewetzt. Eine zweite wurde gerade überwiesen, nach rund fünf Monaten. Bitter. Vor allem, weil es eine höhere vierstellige Summe ist. Kunde findet, dass Du ordentlich gearbeitet hast, tut das sogar kund. Und dann: Nichts. Mahnungen. Hinhalten. Hoffnung. Enttäuschung. Nachfassen. Verzug. Nachhaken. Hinhalten. Kopf auf den Tisch hauen. Laut schreien. Inkasso? Abwarten. Taktieren. Zum Glück war das erst im dritten Winter, mit einem Polster für solche Fälle (Memo an mich: Dringend wieder auffüllen!)

Was waren meine schlimmsten Fehler?

Hier kommt keine Dramatik. Hier kommen drei Erkenntnisse.

1) Meine Vertragsklärung war oftmals zu oberflächlich und ist es zuweilen immer noch. Was will der Kunde genau? Was kann ich leisten? Wo könnte es haken? Gibt es Meilensteine im Prozess? Ziehen wir hier Zwischenzahlungen ein? Das Hineindenken in einen Auftrag erfordert Zeit – und die ist immer knapp zwischen den Mandaten. Das Schöne: Mit jeden Auftrag wächst die Erfahrung, kommen Stolpersteine auch mal vorher in den Sinn. Die Kunst nun: Nicht als Bedenkenträgerin erscheinen, aber doch hinreichend nach hinten absichern.

2) Letztes Jahr habe ich mit zu viel aufgebürdet und dabei einen Kunden vergrätzt. Er wollte: direkte Umsetzung und den Aufbau von Accounts, nur leider drang diese Info nicht hinein in meinen Frontallappen. Ich war überlastet mit einem anderen Kunden und las stattdessen, wohl weil ich es lesen wollte: Auftrag verzögert sich, wir schauen in ein par Wochen weiter. Als ich dann nachhakte, bekam ich in einer knappen Absage zu lesen, dass ich mich nicht mehr bemühen müsse und der Auftrag damit entzogen sei. Traurig, aber ich ließ es darauf beruhen. Die Abwägung, ob ich noch kämpfen sollte, fand statt. Gemeinsam mit meinem besten Berater, meinem Mann (dicker Kuss!). Schließlich ließ ich es. Aus Gründen.

3) Ein paar Mal waren da Chancen am Horizont, für Vorträge oder Mandate, bei denen die Anfrage eher vage war oder über Dritte kam. Ich hätte nachhaken, mich hinein hängen müssen. Das Stichwort steht dann da so rum da auf der to do-List (Papier!) – allein ich mache es nicht. Komme nicht dazu. Nehme mir die Zeit nicht. Schlimmster Fehler an dieser Stelle: Noch immer delegiere ich banale Aufgaben nicht nach außen, an einen Assistenten, um mich frei zu machen für diese Chancen. Das soll ganz klar schnell passieren in nächster Zeit.

Der Treppenwitz hier: Als angestellte Führungskraft war ich schon gut im Delegieren und habe das sehr geschätzt – aber da ging’s ja auch nicht um mein Konto. Jetzt kann niemand die Dinge hier so gut und so schnell wie ich erledigen. Wobei sich eben nun immer stärker die Einsicht durchsetzt, dass für weiteres Wachstum bzw. ruhigeres Fahrwasser etwas passieren MUSS. Selbst und ständig – nein danke.

Einmal in der Bild sein. Check

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Was sind meine Schattenseiten?

Ich vermisse: Mich für einen Kongress anzumelden und die Rechnung samt Reisekosten auf Kostenstelle zu buchen. Jetzt schaue ich genauer hin – was bringt es, wen treffe ich? Networking funktioniert anders. Berechnender? Nein. Berechnender? Ja, wenn es um 1.000, 2.000, 3.000 Euro für eine Tagung, ein Event geht und sich für mich nicht 100 Prozent Nutzen abzeichnet.

In der ersten Zeit fehlte mir das Eingebundensein in ein Kollegium sehr; der soziale Austausch, das gegenseitige Interesse. Als feste Freie genieße ich das gerade sehr bei einem Kunden, auch wenn es nun nicht mehr täglich ist. In ein Büro zu kommen und die Kollegen haben Dir einen Geburtstagstisch gedeckt – doppelt schön als Freiberuflerin :).

Ausgleich dazu ist und war mein Lunch-Netzwerk – mittags auf ein Schwätzchen raus, das ist schon eine wichtige Kraftquelle, wenn ich als Einzelkämpferin in einer zumeist leeren Bürogemeinschaft sitze. Vorteil der Ruhe im Office: Hocheffizientes Arbeiten. Erschreckend effizient zuweilen, wenn ich das mit Großraumbüros vergleiche.  

 Was sind die Sonnenseiten?  

Aufträge wie diese: Mit Emmi Caffé Latte zum Video-Storytelling einmal um die Welt. Rio, Südsee, New York. 

 

Domino Tuesday about to begin #nyc #partofny

 

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Wenn die Sonne scheint, kann ich einfach hinaus auf den Stutti gehen, einen Cappucchino trinken oder früh das Büro verlassen und an den See abdüsen. Mache ich natürlich viel zu selten. Mittagsschlaf auf dem roten Sofa im Büro? Drei Mal in drei Jahren, und jedes Mal fühlte ich mich malade. Aber ich könnte es, ohne jemanden fragen zu müssen oder dafür ein Feedback zu erhalten. Ein tolles Freiheitsgefühl. Das macht den Unterschied. So ähnlich fühlt sich das Leben in Berlin an: Du hast all diese Möglichkeiten. Völlig egal, ob Du sie tatsächlich nutzt: Du HAST sie.

Was würde ich anderen raten, die sich selbständig machen wollen?

Suche Dir Deinen ersten festen Kunden oder besser gleich zwei. Und zwar vor Beginn der Selbständigkeit und dann spring. Ich war sehr risikofreudig und bin ohne festen Kunden gestartet. Das ist gut gegangen – es hätte aber auch gut ins Auge gehen können. Oder entwickle Dir nebenberuflich ein Online-Business, das Deine Miete zahlt, so dass Du immer grundversorgt bist.

Evergreen Architektur #berlin Ein von Kathrin Koehler (@berlin_zentrale) gepostetes Foto am

 

Damit bist Du freier im Auftritt und in Verhandlungen. Ich habe diese Möglichkeit erst nach zwei Jahren Selbständigkeit für mich entdeckt – 2014. Mit der Perspektive auf noch weniger selbst und noch weniger ständig: Mit dem LCHF Institut und den Online-Kursen „Ran ans Fett“ will ich mir ein zusätzliches Standbein für das sogenannte „passive Einkommen“ aufbauen. 

Aber ganz ehrlich: Das ist ein Begriff zum Haare raufen, da ich noch nie so hart gearbeitet habe wie in den vergangenen sechs Monaten während der Entwicklung dieses Programms. Umso stolzer bin ich jetzt, denn die TeilnehmerInnen sind sehr zufrieden mit dem Angebot.  

Basis dieses Erfolges sind meine weitschweifigen Ausführungen zum Thema auf dem LCHFblog.de, technisch geführt bei Social Trademarks. Das ist ein exzellenter Dienstleister für alle, die bloggen wollen, aber nichts mit dem technischen Schnickschnack zu tun haben wollen. Das kann ich tatsächlich nur empfehlen, da allein meine Googlepositionierung und der entsprechende Traffic zeigen, dass Ibo samt Team wirklich was vom Thema verstehen und nicht nur Social Media im Blick haben, sondern hier die maßgeblichen Kräfte Search und Social gut gewichten.    

Gute Technik, guter Content und gutes Netzwerken – das sind Erfolgsfaktoren des lchfblog.de, wenn ich zurück blicke. 

Stolz wie Bolle bin ich, dass ich in diesem Mai als Erfolgsbeispiel in einer Keynote des „Solopreneur“-Autors Ehrenfried Conta Gromberg genannt wurde, nach nur einem halben Jahr und dem ersten Beta-Online-Kurs von Ran ans Fett. Conta Gromberg coacht mit Smart Business Concepts digital orientierte Einzelunternehmer wie mich und sieht in meinem Online-Kurs und der Ernährungsberatung Potenzial – wenn das kein Rückenwind für die Weiterentwicklung ist. Mompreneurin, Solopreneurin.  

 Wie passt das alles zusammen? Social Media und Ernährung? 

Gerade noch so. Kathrin Koehler – orange – hat sich also in Jahr drei der Selbständigkeit diversifiziert und agiert als „Kathrin“ von LCHF Institut – türkis – im deutschen LCHF-Netzwerk. Ich bin meinem Herzen gefolgt und bewege ein Thema, das mich bewegt. Auch das kann ich allen Menschen mit dem Gedanken an eine Selbständigkeit nur empfehlen. Folge Deinen Leidenschaften! Das setzt ungeahnte Kräfte für das Unternehmerinnentum frei.

Und das Beste daran: Bei diesem Kurs kann ich mein Social Media Know-How ausspielen, viele neue Tools anwenden und auch beherzt wieder in die Tonne treten. Wie z.B. zur inhaltlichen und technischen Gestaltung von Webinaren – dieses Wissen aus meinem LCHF-Online-Kurs gebe ich aktuell bereits weiter als Kathrin Koehler, Digital Coach. 

 

Welche Frage ist nach drei Jahren noch offen?

Strategische Idee zu Beginn der Selbständigkeit war es, mit meinem breiten Portfolio von Training, Projektmanagement und Beratung einige Pferdchen ins Rennen zu schicken und zu schauen, welches die Pace macht und dann dort meine Schwerpunkte zu setzen.

Doch ob Digital Coaching, Projektleitungen, Speaker-Mandate und seit kurzem auch Online-Trainerin – alles macht mir Spaß, fordert und bereichert mich. Nachteil: Auf den einzelnen Feldern voran zu kommen, dauert etwas länger, da ich meine Energie ja verteilen muss.

Eine Geduldsprobe zuweilen, und damit für mich mit dem persönlichen Treiber „schnell“ zuweilen ein wenig frustrierend. Bin ich also als Generalistin zu breit positioniert? Bislang sage ich: nein. Mir macht die Vielfalt Spaß und sie bereichert mich. Sie macht mich nicht dümmer für meine Kunden. Und so lange es sich so gut anfühlt, scheuche ich die Gäule weiter vor mir her.

Hüa! 

Kathrin Koehler Logo 

 

Mit tiefem Dank an dieser Stelle denke ich an meine ersten Kunden im schönen Baden :) und natürlich an Simone. Gerade bei den ersten Schritten war Dein Mentoring so wertvoll für mich.

Dank an alle, die mich vermittelt haben.

Dank an alle, die mit mir in den Sparring gegangen sind, auf dem roten Sofa oder auch im Lentz, beim Lunch in Mitte oder telefonisch in unseren Mastermindgruppen.

Danke an Euch alle im Netzwerk. Ihr seid super.  

 

 

Hahaha! Via Ibo Evsans Facebook

 

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