Große Klappe, dickes Fell

Große Klappe, dickes Fell, Kleinigkeiten ignorieren und Ziel, Ziele, Ziele setzen (und natürlich dann auch umsetzen).

Das sind die vier Learnings meines Besuchs der Veranstaltung „Woman in Tech“ im Rahmen der Social Media Week, die in dieser Woche in Berlin 6.000 netzbegeisterte Menschen versammelt. Aber eigentlich sind dies keine Learning, sondern nur die Bestätigung dessen, was ich lebe bzw. immer wieder aufs neue versuche zu leben.

Eine gute Frauenrunde hatte sich da gestern abend bei Immoscout 24 zusammen gefunden u.a. mit Social Media-Beraterin Nicole Simon, Jess Erickson von den Berliner Geekettes (von ihr werden wir sicherlich noch viel hören!) und – sehr eloquent – Caroline Drucker von Etsy Berlin. Sehr souverän moderiert von Nora Wohlert (gruenderszene.de) – ihre Premiere und das gleich in English!

Zitat des Abends kam für mich von Caroline Drucker: „You really need to have a big mouth.“

Ich bin ja immer ganz hin und her gerissen bei solchen Frauen-zentrierten Veranstaltungen und fühle mich zuweilen auch unwohl in meiner Haut. Viele Themen, die wir Frauen dort diskutieren, betreffen mich persönlich nicht, obschon ich die Probleme des Nicht-Gehört-Werdens bzw. -Wahrgenommen-Werdens in vielen Jahren Berufspraxis erlebt habe. Pure Frauenrunden sind stets eine Gratwanderung: Auf der einen Seite das motivierende Moment gegenseitiger Solidarität, Inspiration und auf der anderes Seite das elende Selbstmitleid im Kampf für die noch ausstehende Gleichberechtigung gegenüber diesen ach so bösen Männern und der Gesellschaft im allgemeinen und überhaupt. Hm.

Mit der großen, weiten, diskussionswütigen Welt des Feminismus kann ich mich nicht identifizieren, obwohl ich sehr dankbar bin für alle Errungenschaften. Das nennt man wohl ambivalent.

Nicole Simon gab dann auch den Sascha Lobo, re:publica 2010: „Warum sitzen wir hier in dem Panel und ihr im Publikum uns gegenüber? Weil Ihr nicht sichtbar genug seid.“ Daran lässt sich arbeiten :-). Und, auch gut: „Definiere Deine Rolle.“ Klare Arbeitsanweisung, danke. Es war spannend, Nicole im Anschluss kennen zu lernen. Eine Frau, die ich bislang nur aus den Sozialnetzen kenne und die ich als Mitstreiterin in Bezug auf das Verbreiten von Kenntnissen über Facebook, Twitter und Co. natürlich aufmerksam verfolge.

Fazit: Diese Frauenrunde hat sich gelohnt. We move on.

Have a look: Berliner Geekettes.

Foto: Jess Erickson (l.) und Caroline Drucker (r.) by Kathrin Koehler

3 Comments

  1. tessa 27. September 2012 at 14:30

    Diese Erfolge sind toll, ich kenne all diese Frauen persönlich und verehre sie als Role Models. Es besteht auch kaum ein Zweifel daran: viele Frauen machen ihren Weg, durchbrechen gläserne Decken und werden durch ihr ‚Frausein‘ selten behindert. Diese Erfolge ebnen auch den Weg für viele andere, doch wirklich für die Mehrheit der Frauen? Was in diesem Kontext gepredigt wird ist doch: Frauen müssen härter und ehrgeiziger werden und sich all diese Eigenschaften aneignen, die maskulin konnotiert sind, wenn sie sie nicht haben. Soll das Begabungspotenzial von Frauen insgesamt ausgeschöpft werden, auch für Führungspositionen, so braucht es Entwicklungspfade, die nicht primär von Dominanz abhängen. Männer können sich aus ihrer Normalität heraus nach oben entwickeln, Frauen dagegen müssen für den Erfolg aus ihrer Haut heraus, sich verkleiden oder sich gegen sich selbst wenden. Denn so relativ gering sich Führungsfrauen in ihrer Persönlichkeit von Führungsmännern unterscheiden und sie im Bereich Dominanz sogar noch übertreffen (wie Studien belegen), so krass sind ihre Unterschide zu den “Normalfrauen” im Unternehmen. Es können also überhaupt nur Frauen aufsteigen, die sehr anders sind als die durschnittliche Frau, was widerum bedeutet, dass Frauen insgesamt stark benachteiligt sind, denn Frauen mit einem sehr dominanten Profil sind selten, was seine Wurzeln schon in den Kindergärten hat, und im späteren Berufsleben schwierig auszugleichen ist.
    Ich beobachte bei Frauen häufig dieses „Ich habe es ja auch geschafft, dann müssen es andere auch schaffen“. Doch die meisten dieser Frauen passen aufgrund ihrer Persönlichkeit einfach gut ins bestehende System. Wenn wir es mehr Frauen zugänglich machen möchten, muss Arbeits- und Unternehmenskultur sich ändern, und nicht immer die Botschaft an Frauen gerichtet werden, dass sie ‚falsch‘ seien.

    1. kathrin 27. September 2012 at 20:00

      Tessa, ich danke Dir für diesen differenzierten Kommentar. Wie du sagst: Es muss schon in der frühen Erziehung der Mädchen losgehen, so dass sich diese Kultur auch von Frauenseite selbst in den Unternehmen durchsetzen wird.

      Hier in Berlin ist die Vernetzung der Frauen sicherlich auf einem guten Weg – doch mehr geht immer, wenn wir uns gegenseitig unterstützen, inspirieren, motivieren. Den Mentoring-Ansatz der Geekettes finde ich super! Werde da meine Nase gern mehr in den Wind halten.

      Auf jeden Fall müssen wir unseren Töchtern sehr deutlich mit auf den Weg geben, dass sie alles erreichen können, was sie sich vornehmen und es keine Grenzen gibt – von wem auch immer gesetzt. Werde nun diesbezüglich noch bewusster sein.

  2. Pingback: Digital Media Women » Sichtbar werden. Bericht von der Social Media Week in Berlin

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